Waschtag: Eine kleine Alltagsodyssee

21. März 2025

Zu Hause ist Wäschewaschen kein großes Thema für mich. Es ist schnell erledigt, vielleicht sogar eine halbwegs entspannte Routine. Doch hier in Brüssel sieht das Ganze etwas anders aus. In den meisten Wohngebäuden gibt es keine eigene Waschmaschine, was bedeutet: Der Weg führt unweigerlich in den Waschsalon.


Die Qual der Wahl: Welcher Waschsalon darf es sein?

Die Auswahl an Waschsalons in Brüssel ist riesig – ein kleines Universum aus rotierenden Trommeln, piependen Automaten und dem sanften Duft von Weichspüler. Nach einem kurzen Blick auf Google Maps habe ich mich für einen Salon von Quality Wash entschieden, da er nur zehn Minuten zu Fuß entfernt liegt. Außerdem ist ein Aldi direkt in der Nähe, sodass ich während der Wartezeit auch mal meinen Einkauf erledigen kann.


Das erste Hindernis: Waschmittelkauf

Doch bevor das Abenteuer beginnen konnte, wartete eine andere Herausforderung auf mich: Waschmittel kaufen. Wer hätte gedacht, dass das eine Wissenschaft für sich ist? Im Supermarkt stand ich bestimmt zehn Minuten wie bestellt und nicht abgeholt vor dem Regal. Flüssig, Pulver, Pods? Duft oder sensitiv? Am Ende habe ich mich für Waschpods entschieden – einfach zu transportieren, universell einsetzbar und keine schweren Flaschen, die ich zum Waschsalon schleppen muss.



Mission: Saubere Wäsche

Dann startete der eigentliche Waschtag. Beladen mit meiner Ikea-Tüte voller Wäsche und den frisch gekauften Pods betrat ich den Waschsalon – ein Mikrokosmos voller Menschen, die alle das gleiche Ziel hatten: saubere Kleidung. Nach anfänglicher Unsicherheit lief alles erstaunlich glatt. Wäsche in die Maschine, Waschpod rein, Programm wählen, bezahlen, Startknopf drücken, warten. Eine Maschine der Größe M kostet 5 € und das schnellste Programm dauert etwa 39 Minuten. Bezahlen konnte ich nur mit Bargeld. Meine Bankkarten funktionierten am Bezahlautomaten nicht. Später habe ich von anderen Internationals erfahren, dass sie das gleiche Problem hatten. Es ist also ratsam, immer ein paar Münzen oder Scheine dabei zu haben, um nicht plötzlich ohne gewaschene Wäsche dazustehen – ich spreche aus eigener Erfahrung. 😅

Während die Trommel sich drehte, beobachtete ich die anderen. Einige schienen routiniert und effizient, andere – wie ich – noch leicht orientierungslos. Ein Herr faltete seine Hemden mit beeindruckender Perfektion, während ich mich auf einen der freien Sitzplätze setzte und mein Buch rausholte – irgendwie muss man sich ja die Zeit vertreiben.

Trocknen kann man die Wäsche natürlich auch direkt vor Ort. Das kostet 1 € pro sechs Minuten. Da es jedoch ziemlich lange dauert, bis die Wäsche wirklich trocken ist, hänge ich sie lieber zu Hause auf.


Vom Waschchaos zur Waschroutine

Mit der Zeit wird auch der Gang zum Waschsalon zur Routine. Ich erwische mich inzwischen dabei, strategisch zu planen, wann ich wasche, um Stoßzeiten zu vermeiden. Und auch wenn ich es anfangs als umständlich empfand, hat der Waschsalon doch einen gewissen Charme. Es ist fast meditativ, dort zu sitzen, während aus den Lautsprechern klassische Musik ertönt, das Surren der Maschinen zu hören und für einen Moment einfach nichts tun zu müssen.

Fazit? Wäschewaschen in Brüssel ist definitiv aufwendiger als in einer Wohnung mit eigener Maschine – aber es hat auch seine ganz eigene Dynamik. Wer weiß, vielleicht werde ich es sogar irgendwann vermissen?🧼🫧

6. Juni 2025
4 Monate Erasmus – vorbei. Und wie so oft am Ende eines Kapitels stellt sich die große Frage: Wie fühlt sich das an? Abschied nehmen, ankommen, zurückkehren – es klingt wie ein natürlicher Prozess, aber in Wirklichkeit fühlt sich alles ein bisschen durcheinander an. Meine letzte Woche in Brüssel Der Abschied von Brüssel fiel mir ehrlich gesagt überraschend leicht. Vielleicht lag es daran, dass ich meine letzte Woche alleine verbracht habe. Clara, meine engste Bezugsperson während des Erasmus, ist schon eine Woche vorher abgereist. Plötzlich war alles stiller, die Bushaltestelle nicht mehr unser Treffpunkt. Ich habe mich ziemlich einsam gefühlt und das hat den Abschied einfacher gemacht. Um mich abzulenken, bin ich nochmal ein bisschen gereist. Ich habe 2 Tagestrips nach Amsterdam und Rotterdam gemacht, war endlich beim Atomium – das stand noch ganz oben auf meiner Brüssel-Bucket-List – und habe einen großen Spaziergang durch die Stadt gemacht. Auf dem Weg bin ich auch nochmal am EU-Parlament vorbeigelaufen. Es war, als würde ich Brüssel ganz bewusst nochmal „Au revoir” sagen.
Bilder aus dem Fotoautomaten im Delirium Café in Brüssel
28. Mai 2025
Spoiler: Es sind nicht viele Freundschaften entstanden. Aber dafür eine ganz besondere! Ich hatte mir das alles irgendwie leichter vorgestellt. Neue Stadt, neue Menschen – und natürlich viele neue Freundschaften. So war es zumindest bei meinem ersten Erasmus in Stockholm. Dort ging alles wie von selbst: Ich habe schnell Anschluss gefunden, war ständig unter Leuten, habe Freundschaften fürs Leben geschlossen. Alles hat sich gefügt, ohne dass ich groß etwas dafür tun musste. Vielleicht war ich deshalb etwas zu optimistisch, was mein Erasmus in Brüssel anging. Ein holpriger Anfang Die Wahrheit ist: Ich bin nicht sonderlich extrovertiert. Große Gruppen überfordern mich schnell und ich fühle mich eingeschüchtert. Bis ich mich so richtig wohlfühle dauert es eine Weile. Ich habe gehofft, dass alles wieder ganz von alleine passieren würde – aber das tat es nicht. Klar, in den ersten Wochen war man noch in Gruppen unterwegs, ist brunchen gegangen oder abends in Bars gelandet. Aber irgendwann hatten alle ihren Platz gefunden. Ihre Menschen. Und ich stand ein bisschen daneben und hab mich gefragt, ob ich vielleicht einfach nicht dazugehöre. Und dann war da Clara Clara kannte ich flüchtig aus Seminaren – wir studieren seit 2 Jahren zusammen, aber so richtig gesprochen haben wir nie. Als klar war, dass wir beide unser Erasmus an der IHECS machen, war ich ehrlich gesagt ziemlich erleichtert. Immerhin würde ich nicht ganz allein dort sein. Bei einem gemeinsamen Seminar hat sie mich dann auf unser Erasmus angesprochen und wir haben angefangen, uns auszutauschen – über Papierkram, Zimmersuche, Ängste. Und wir haben beschlossen, die erste Woche gemeinsam im Hostel zu verbringen. Wie das lief? Darüber habe ich in meinem ersten Recap erzählt: 👉 Integration Week & neue Bekanntschaften Ich hatte echt Respekt davor. Immerhin lebt man plötzlich 24/7 mit jemandem zusammen, den man kaum kennt. Aber: Es hat wunderbar funktioniert. Wir waren ein gutes Team – unkompliziert, offen, ehrlich. Witzigerweise hat sich dann noch rausgestellt, dass unsere WG-Zimmer nur 10 Minuten Fußweg voneinander entfernt sind. Freundschaft in schweren Zeiten Als ich dann krank wurde war sie die, die mir Suppe und Medikamente vorbeibrachte. Die mich zum Arzt begleitet hat. Die einfach da war, als ich mich so allein und hilflos fühlte. Sie war wirklich meine Heldin! Das ganze Drama könnt ihr nochmal hier nachlesen: 👉 Mein erster Tiefpunkt – krank im Ausland Ab da war klar: Clara ist mehr als nur eine Erasmus-Bekanntschaft. Sie wurde zu einer richtig guten Freundin. Wir haben kleine Traditionen entwickelt – Croissants vom Bäcker, gemeinsame Spaziergänge, spontane Kaffeepausen. Und oftmals hat sie einfach genau das ausgesprochen, was ich dachte. Ohne dass ich etwas sagen musste.
Kubushäuser in Rotterdam
24. Mai 2025
Die Uni ist vorbei, die Abgaben geschafft – und bevor es für mich endgültig zurück nach Deutschland geht, wollte ich die letzten freien Tage nochmal richtig ausnutzen. Zeit für ein paar letzte Abenteuer. Ich war mit dem 4-Tages-Interrail-Pass unterwegs, den ich mir letztes Jahr zu Weihnachten gewünscht habe, damit ich nach meinem Erasmus noch die ein oder andere Städtereise unternehmen kann. Dank der zentralen Lage von Brüssel und der guten Zugverbindungen sind viele Städte in nur 1-2 Stunden erreichbar - so auch Rotterdam. Ankunft und erstes To-do
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